Home » Wissenswertes » Alle News » Kunst, Inklusion und Inspiration bei „Gestatten, Kultur!“ 2024
Kunst, Inklusion und Inspiration bei „Gestatten, Kultur!“ 2024
Feierliche Vernissage mit Werken von Kalchie und weiteren Künstler*innen in Tann
Am 26.05.2024 zum 26. Mal „Gestatten, Kultur!“ – ein besseres Datum hätte für die Vernissage der inklusiven Kunstausstellung der Tanner Diakonie wohl nicht gefunden werden können. Traditionell öffneten am Sonntagnachmittag die Tore des Naturmuseums zu Tann für Gäste und Kunstinteressierte.
In diesem Jahr beteiligten sich neun Kunstschaffende mit Beeinträchtigung sowie vier regionale und internationale Künstler*innen am Kunstprojekt der Einrichtung. „Gestatten, Kultur!“ ist eine Ausstellung, die nicht nur Kunst präsentiert, sondern die Einzigartigkeit jedes einzelnen Künstlers, jeder einzelnen Künstlerin hervorhebt. Von namhaften Profis bis hin zu beeindruckenden Künstler*innen aus der Tanner Diakonie – sie alle eint die Leidenschaft und das Streben nach künstlerischem Ausdruck. Ihre Werke zeigen eindrucksvoll, dass Kunst keine Barrieren kennt und dass jeder Mensch, unabhängig von seinen individuellen Herausforderungen, die Fähigkeit besitzt, Schönheit und Bedeutung zu erschaffen.
Ein bemerkenswerter Aspekt des Projekts ist, dass Menschen mit Beeinträchtigung oft ohne Zögern zur Malerei greifen. Sie haben keine Angst vor der weißen Fläche, sondern lassen ihrer Kreativität freien Lauf, ohne sich durch Selbstzweifel oder Perfektionismus zurückhalten zu lassen. Diese unbefangene Herangehensweise führt zu authentischen und kraftvollen Kunstwerken, die die Betrachter*innen in ihren Bann ziehen und zum Nachdenken anregen. Abgerundet wird die Ausstellung durch die Ergänzung von Kunstwerken von Künstler*innen aus dem Landkreis Fulda, Mallorca und der Schweiz. Die 1937 in Koblenz geborene und in Basel lebende Künstlerin Kalchie ließ es sich nicht nehmen, ihre Werke höchstpersönlich in Begleitung ihrer Tochter in die Rhön zu bringen und selbst an der Feier teilzunehmen. Ihre
Bilder finden weltweit Anerkennung, wie das Schweizer Fernsehen SRF erst kürzlich berichtete. Nach Hamburg sind ihre Werke nun im Archive Art Museum in Peking und nun auch im Naturmuseum in Tann (Rhön) zu bewundern.
Die Werke von Menschen mit und ohne Beeinträchtigung ergänzen sich bei „Gestatten, Kultur!“ besonders gut, da sie eine vielfältige Palette an Perspektiven und Ausdrucksweisen einbringen. Diese Vielfalt bereichert die Ausstellung und zeigt eindrucksvoll, dass kreative Ausdruckskraft keine Barrieren kennt. Eine getrennte Auszeichnung der Werke basierend auf den persönlichen Hintergründen der Künstler*innen würde die Gleichberechtigung untergraben und unbeabsichtigt zur Stigmatisierung beitragen. Indem alle Kunstwerke ohne Unterscheidung präsentiert werden, bleibt der Fokus auf der Kunst selbst, fördert die Inklusion und ermutigt alle Künstler*innen, ihre Kreativität frei zu entfalten. Ein großer Dank geht daher an Kalchie, Holzbildhauer Johannes Klüber aus Hofbieber, Fotograf Walter M. Rammler aus Fulda und Maler Adam Pete aus Palma de Mallorca, die sich uneingeschränkt in das Konzept einbringen.
Die Vernissage lockte zahlreiche Besucher*innen – aus der Tanner Diakonie, der Stadt Tann (Rhön), aus der lokalen Kunstszene und der diakonischen Gemeinschaft. Beginnend mit den Grußworten des Geschäftsführers der Tanner Diakonie Stefan Burkard, des Schirmherren MdL Sebastian Müller und des Bürgermeisters der Stadt Tann (Rhön) Mario Dänner, ging das Wort an Kurator der Veranstaltung Bernd Baldus. Als Künstler und Kunsttherapeut begleitet er die Klient*innen der Tanner Diakonie jede Woche bei deren künstlerischem Schaffen. Sei es Mustapha el Ayachi, der Gouachefarben mit Schwämmen oder Walzen auf der Leinwand verteilt, die Kaltnadelradierungen von Heinz Grass, Zeichnungen mit Blei- und Buntstiften von Sandra Lorenz oder die Acrylmalerei von Rosemarie Günther. Von der ersten Idee, über die Anfertigung und die letzten Schliffe, bis zur Titelfindung und Platzierung im Naturmuseum begleitet Baldus jeden Schritt bis zum fertigen Kunstwerk. So auch die Künstlerin Sunny, die mit „ALIÄNAR“ – einer Ölpastellzeichnung – das diesjährige Titelbild kreierte. Die Verbundenheit zu den Künstler*innen und deren Werke wurde in der Vorstellung deutlich, in der Bernd Baldus jeden Einzelnen ans Podium bat und den individuellen Beitrag für die Kunstausstellung im Jahr 2024 hervorhob.
„Die Kunst kennt keine Barrieren, und ‚Gestatten, Kultur!‘ hat das erneut bewiesen. Wir sind dankbar für die zahlreichen Besucher*innen und einen wundervollen Nachmittag voller Kunst, Austausch und Inspiration. Diese Veranstaltung hat wieder einmal gezeigt, dass Kunst Menschen verbindet und Barrieren überwindet. Besuchen Sie gerne selbst Gestatten, Kultur!“ noch bis zum 30.06.2024 im Naturmuseum Tann. Wir freuen uns über Ihren Besuch!“, fasst Stefan Burkard zusammen.
Seinen stimmigen Ausklang fand die Veranstaltung bei Getränken, Speisen und musikalischer Untermalung des Heiko Ommert Trios mit Heiko Ommert am Saxohpon, Kurt Adolph an der Gitarre und Andi Janik am Kontrabass. Bei Klängen von Klassikern des Swing Jazz und Bossa Novas tauschten sich Kunstschaffende und -interessierte rege aus.
Fotos: Fotodesign Rammler